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Eröffnungsrede zum "Radio Tanz" am 15.3.2013:   

Genussvoll zerrissen von der digitalen Revolution

Meine Tonbänder, meine Vinylsammlung, meine Kassetten, meine CDs, mein Digital-Speicher: Sie sind nun angekommen in der Freiheit des Bodensatzes. Der Bodensatz der Welt, und in der Welt in der Kultur - da jubeln und verkümmern, da irren und stolpern und triumphieren die nunmehr befreiten Künstler.

Sie müssen nicht mehr für unfaire Großkonzerne Frondienst leisten. Sie müssen sich nicht mehr bei anmaßenden Managern anbiedern. Sie müssen keinen gelangweilten Journalisten mehr Klischeefragen beantworten. Denn auch die Journalisten wurden ersetzt von grandiosen, subjektiven, zu einem Zehntel spürbar besseren Gratis-Schreibern aus dem Bodensatz.

Die Großkonzerne gibt es weiterhin - noch größer, noch unfairer, noch biederer. Für alle zickigen Originale wird das Großwerden schwer, umständlich, lebenslahmlegend, stressig. Das kleine Coming Out hingegen ist nun leichter machbar, Frau Nachbar!

Wir können den Frondienst, die Werbung, das Anbiedern, den Journalismus und die Anmaßung jetzt unabhängig von diesen Strukturen in die Welt setzen. Und wir tun es, und kaum einer hört es. Der Spagat zwischen billigem Mist der Großkonzerne und dem ausufernden Gebrodel der Selbstpublizierer ist riesig.

Und ich weiß, wo ich hingehöre: Zu den Selbstpublizierern, nicht gejagt von einem Vertrag, und - das ist für viele Bodensätzler unerreicht, aber ich habe es geschafft - nicht abhängig von Geldeinnahmen durch Kunst. Ich habe meine außerordentlichen kunstlosen Geldeinnahmen - uff, das hat gedauert, bis das passte. Bis es passte dazu, dass ich bitteschön Künstler war, bin und bleiben will.

Hier nun ist mein Ding als DJ: Ich publiziere Sendungen. Formal sind es Radiosendungen, rein für die Ohren. Aber weil die Geräte da sind, läuft auch die Kamera mit. Und hier ist meine Ferne, ihr Großkonzerne: Ich verzichte in meinen Radiosendungen auf das Ausland. Die Moderation kommt schön in deutsch. Englisch kapieren wir nicht. Tschüss Amerika, tschüss Knebelvertrag. Hallo Publikum im Nahraum.
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Du wollen wissen woher die hübschen Bildchen in der Mitte stammen? Aus der VJ-Show von Interstella, aufgearbeitet von mir: "Metropolis 2002" heißt der abendfüllende Found-Footage-Film.

Absurd unbezahlbar ist die öffentliche Aufführung von "Metropolis 2002" mit ihren tausend sekundenkurzen Filmzitaten, wenn man die zughörigen Sekretariate der Rechteverwalter herauszufinden versucht, anschreibt und um Genehmigung bittet. "Sie führen unseren Film auf? 300 Euro aufwärts pro Vorführung! Was, Sie führen nur Teile auf? Das ist entweder verboten oder es kostet eben so viel wie die Gesamtaufführung."

Vergessen wir die Sekretariate. Die Kulturschätze der ganzen Welt stehen uns in der digitalen Revolution zur Verfügung, und die Monopolisten, die uns zuvor immer Häppchen mit Scheiße garniert verkauften und das jetzt weiter beabsichtigen, schaukeln sich hoch zu Abmahn-Irrsinn und Netzknebelung.

Das ist ein Verbrechen gegenüber den Konsumenten, gegenüber den technischen Möglichkeiten. Davon redet die Eröffnungsrede meiner Radiosendung.

Das Prinzip "Radio" hat zufällig weltweit pauschalisierende Dachorganisationen, so dass die zu zahlende Kohle für das Senden bisher überschaubar bleibt.

Der Film "Metropolis 2002" hingegen kann nicht öffentlich auf Sendung gehen. Wann sehen wir uns auf deiner Privatparty?
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